Der Countdown läuft: Die Fans der Bundesliga zählen bereits die Tage bis zum Rückrundenstart. Bevor wieder Ausnahmezustand in den deutschen Stadien herrscht, gibt bet-at-home.com Experte Olaf Thon seine Expertisen ab. Unter anderem analysiert die Schalke-Legende die erste Saisonhälfte und wagt einen Ausblick.
Das Ende der Winterpause rückt immer näher. Wie fällt Ihr Resümee der Hinrunde aus?
Wir haben eine sehr spannende Hinserie mit einigen positiven, wie auch negativen Überraschungen erlebt. Es tummeln sich viele Mannschaften im oberen Tabellendrittel, die um die internationalen Plätze kämpfen. Im Tabellenkeller befindet sich mindestens eine Mannschaft, die man dort vor der Saison nicht erwartet hätte. Ein Grund für die enge Tabellenkonstellation an der Spitze waren die Schwächephasen von Bayern und Dortmund.
Welche Teams und Spieler waren für Sie die positiven bzw. negativen Überraschungen?
Die Überraschung schlechthin ist der Freiburger SC. Der Klub steht mit starken 26 Punkten nach 17 Spieltagen auf Platz 8. Die Leistung der Mannschaft und von Trainer Streich ist bemerkenswert. Aber auch Schalke hat nach der verkorksten letzten Saison eine sehr gute Hinserie gespielt. Stabil in der Defensive und starke Aktionen in der Offensive mit einem wiedererstarkten Amine Harit. Mit Leipzig haben wir einen Herbstmeister, der sehr unaufgeregt und fast unbeachtet einen Sieg nach dem anderen eingefahren hat. RB wird lange um den Titel spielen, da sie in der Hinrunde den attraktivsten Fußball gespielt und mit Werner einen Top-Stürmer haben.
Es wird ein Zweikampf zwischen Leipzig und Bayern München werden.
Eine etwas durchwachsene Hinrunde haben die Bayern und Dortmund hinter sich. Beide Teams hatten streckenweise Probleme und es herrschte sehr viel Unruhe. Dennoch stehen beide in aussichtsreicher Position und haben alle Chancen auf den Titel oder zumindest die Qualifikation für die Champions League. Der größte Verlierer der ersten 17 Spieltage ist eindeutig Werder Bremen. Mit nur 14 Punkten und dem aktuell vorletzten Tabellenplatz geht es für Werder aktuell ganz klar um den Klassenerhalt. Die Bremer hatten allerdings auch große Verletzungsprobleme.
Der Kampf an der Spitze ist spannend wie schon lange nicht mehr. Welches Team jubelt Ihrer Meinung nach am Ende über den Meistertitel?
In der Tat ist die Tabellenspitze eng wie selten. Mit Leipzig und Gladbach befinden sich zwei Teams auf den ersten Plätzen, die dort nicht unbedingt gesetzt sind. Bayern München und Dortmund werden in der Rückrunde alles daran setzen besser zu punkten, um den Rückstand aufzuholen. Meiner Meinung nach wird sich Gladbach nicht bis zum Schluss oben festsetzen können. Es wird ein Zweikampf zwischen Leipzig und Bayern München werden. Ich möchte mich aber nicht festlegen, wer das Rennen um die Meisterschaft gewinnt.
Werfen wir einen Blick auf das Tabellenende: Welche Mannschaften müssen den Gang in die 2. Liga antreten, und wer schafft den Klassenerhalt?
In der Rückrunde kann noch einiges passieren. Nach dem aktuellen Stand wird der SC Paderborn einen der beiden direkten Abstiegsplätze belegen. Neben Paderborn wird es für Düsseldorf, Köln, Mainz und auch Bremen eng werden. Ich denke, dass sich Bremen und Mainz knapp retten werden. Abgerechnet wird bekannterweise am Ende und keine Mannschaft darf zu früh abgeschrieben werden.
Im internationalen Geschäft sind noch sechs Bundesligisten dabei. Wem trauen Sie am meisten zu?
Mit jeweils drei Mannschaften in den beiden internationalen Wettbewerben ist die Bundesliga gut in die Winterpause gekommen. Im Achtelfinale der Champions League warten auf alle drei Bundesligisten schwere Gegner. Die Chancen von Bayern München und RB Leipzig schätze ich etwas höher ein, als die des BVB. Insgesamt wird Bayern München das beste Bild in der Champions League abgeben. Dennoch können zwei Mannschaften das Viertelfinale erreichen.
Im Sechzehntelfinale der Europa League stehen unsere drei Klubs vor teils großen Aufgaben. Bayer Leverkusen trifft auf den portugiesischen Vize-Meister FC Porto, Eintracht Frankfurt bekommt es mit RB Salzburg zu tun und Wolfsburg ist gegen Malmö gefordert. Dabei haben die Wolfsburger wohl die größte Chance eine Runde weiter zu kommen. Mindestens eine Mannschaft wird die Zwischenrunde überstehen.
Das Transferfenster ist noch bis Ende Jänner geöffnet. Was sagen Sie zu den bisherigen Wechseln? Und welche Teams sollten sich noch verstärken?
Dem BVB ist ein sehr guter Transfer mit Erling Haaland gelungen. Er war der Shootingstar in der Champions League Gruppenphase und hat enorme Qualitäten. Dieser Transfer bringt aber auch Unruhe rund um Paco Alcacer und Mario Götze mit sich. Es bleibt abzuwarten, wie sich Haaland in der Bundesliga präsentieren wird.
Neben diesem Transfer war Torwart Alexander Nübel von Schalke in aller Munde. Sein Wechsel im Sommer zum FC Bayern schlägt hohe Wellen. Die angesprochenen Schalker müssen sich aufgrund von Verletzungen im Bereich der Innenverteidigung umsehen und gegebenenfalls noch nachlegen. Mit Gregoritsch kommt ein Stürmer, der neue Qualitäten wie ein gutes Kopfballspiel in die Schalker Offensive einbringen kann. Es ist durchaus möglich, dass bis Ende des Transferfensters noch etwas passiert. Aber wohl eher bei Mannschaften aus den oberen Tabellenregionen.
Die EM 2020 nähert sich mit großen Schritten: Wie wichtig ist eine gute Performance in der zweiten Saisonhälfte, um für die Endrunde in Betracht gezogen zu werden?
Der Bundestrainer wird die Rückrunde natürlich sehr intensiv verfolgen. Aber nicht nur in der Bundesliga, sondern auch in den internationalen Ligen. Entscheidend werden die letzten zwei Monate vor der EM sein. Der Bundestrainer hat zu 90 Prozent seine Spieler im Kopf. Aber wie vor jedem großen Turnier kann auch der ein oder andere Underdog im Aufgebot sein. Am Ende wird es bei der Nominierung des Kaders auch auf die aktuelle Verfassung und Form der einzelnen Spieler ankommen. Zudem wird es spannend zu beobachten sein, wie verletzte Spieler – unter anderem Leroy Sané oder auch Niklas Süle – zurückkommen.
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