Interview: Olaf Thon zum deutschen WM-Kader

Interview mit Olaf ThonBundestrainer Joachim Löw hat am Montag den finalen DFB-Kader für die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland bekanntgegeben. Im exklusiven bet-at-home.com Interview bewertet Schalke-Legende Olaf Thon die Nominierung und analysiert, ob eine erfolgreiche Titelverteidigung realistisch ist.

Herr Thon: Der WM-Kader 2018 steht: Wie sieht Ihr Resümee zu den 23 nominierten Spielern aus?

Mit der Nichtnominierung von Leroy Sané hat mich Jogi Löw überrascht. Mit seiner Unbekümmertheit und Schnelligkeit hätte ich ihn gerne im Kader gesehen. Zudem ist er Stammspieler bei seinem Verein. Bei den drei weiteren nicht nominierten Spielern bin ich der gleichen Meinung wie der Bundestrainer. Nichts desto trotz besteht der Kader aus erfahrenen Spielern, die schon einige große Turniere gespielt haben und aus jungen aufstrebenden Talenten, die zum Beispiel beim Confed Cup auf sich aufmerksam gemacht haben. Eine gesunde Mischung, die später den Unterschied machen kann. Die Mannschaft hat in etwa das gleiche Niveau wie 2014.

Die letzten Wochen haben gezeigt, dass Deutschland nicht der unumstrittene Favorit ist.

„Vor einer WM muss man Leute ausmisten“: So lautete vor wenigen Wochen Ihre Aussage zur Nicht-Nominierung von Sandro Wagner. Würden Sie diese Aussage, was auf einen Spieler, dessen WM-Traum nunmehr geplatzt ist, wiederholen?

Im Vorfeld eines Turniers geht es immer darum, ein homogenes Team auf die Beine zu stellen. Die Mannschaft verbringt mehrere Wochen auf engstem Raum miteinander. Da kann es passieren, dass man sich auch mal auf den Geist geht. Für das Trainerteam ist es entscheidend vermeintliche Quertreiber im Vorfeld auszusortieren. In meinen Augen hat Jogi Löw hier Fingerspitzengefühl bewiesen und mit Mario Gomez einen Spielertyp gewählt, der die Gepflogenheiten kennt und weiß, wie man sich bei so einem Turnier gibt. Natürlich ist es für die betreffenden Spieler hart und enttäuschend nicht bei einer WM dabei sein zu dürfen.

Niklas Süle beantwortete die Frage nach seiner Chanceneinschätzung für die WM-Nominierung sehr selbstbewusst mit: „Natürlich gehe ich davon aus, dass ich dabei bin“. Ist die Entscheidung ihn betreffend für Sie schlüssig?

Niklas Süle legt ein gesundes Maß an Selbstbewusstsein an den Tag. Er hat bei Bayern eine sehr gute Saison gespielt und Boateng wunderbar vertreten. Im Halbfinale gegen Real Madrid hatte er mit Cristiano Ronaldo einen Gegenspieler auf allerhöchstem Niveau. Auch diese Reifeprüfung hat er bestanden. Das hätte ihm im ersten Bayern-Jahr wohl kaum einer zugetraut. Auch in der Nationalmannschaft kann er diese Leistungen abrufen und pochte zu Recht auf eine Nominierung.

Wie fällt Ihr Resümee zum Testspiel Österreich gegen Deutschland aus?

Die Mannschaft, die mehr Leidenschaft und Einsatzwillen an den Tag gelegt hat, hat das Testspiel verdient gewonnen. Die Österreicher haben uns vor allem in der zweiten Halbzeit vor große Probleme gestellt. Beim deutschen Team kann man eine lange Mängelliste aufzählen. Zahlreiche Ballverluste, mangelnde Ordnung und defensive Unzulänglichkeiten sind nur drei Beispiele. Hier gilt es einiges aufzuarbeiten. Mit dieser Leistung kann das Trainerteam nicht zufrieden sein. Ich bin mir aber auch sicher, dass am 17. Juni eine ganz andere deutsche Mannschaft auf dem Platz stehen wird.

Olaf Thon InterviewDer Countdown zur Mission Titelverteidigung läuft: Wie stark ist die Formkurve der 23 Spieler kurz vor der WM aus Ihrer Sicht?  

Die Mannschaft hat noch einen langen Weg vor sich. Das Trainerteam muss die richtigen Rückschlüsse aus dem Österreich-Spiel ziehen und der Mannschaft aufzeigen, in welchen Bereichen die Fehler lagen. Es fehlt derzeit die gewisse Sicherheit und das blinde Verständnis innerhalb der Mannschaftsteile. Dies ist aber zum jetzigen Zeitpunkt der WM-Vorbereitung ganz normal. Und es geht nicht nur den Deutschen so. Mit jeder Trainingseinheit findet sich das Team immer mehr. Wichtig ist, dass sich niemand verletzt, keine Nebenkriegsschauplätze entstehen und alle 23 Spieler mental und körperlich auf dem höchsten Niveau arbeiten können.

Was sagen Sie zur Tormann-Causa? Ist Manuel Neuer die unumstrittene Nummer 1?

Ich vertraue hier voll und ganz den Aussagen von Torwarttrainer Andreas Köpke. In seinen Augen spielt Neuer so, als wäre er nie weg gewesen. Dies hat sich im Testspiel am Samstag bewahrheitet. Manuel Neuer hat einige Bälle mit seiner gewohnten Klasse pariert. Auch in das Aufbauspiel hat er sich selbstbewusst eingeschaltet. Auch wenn noch nicht jeder Pass ankam. Die Aussage: „Wenn Manuel Neuer fit ist, fährt er als Nummer 1 zum Turnier!“ teile ich.

Steht die Startelf für das erste Gruppenspiel für Sie bereits fest?

Das Grundgerüst der Mannschaft steht. In der deutschen Abwehrreihe lege ich mich bei Kimmich, Hummels und Hector vor Neuer fest. Die zweite Innenverteidigerposition hängt von der Fitness von Boateng ab. Die erste Alternative ist Niklas Süle. Im zentralen Mittelfeld hat Toni Kroos seinen Platz sicher. Neben ihm wird es spannend. Ich tippe auf Khedira. In der Offensive sind Müller, Özil und Werner meine Favoriten. Die linke Außenbahn ist nicht eindeutig besetzt, hier kämpfen Draxler und Reus um den Platz in der Startelf. Ich gehe allerdings davon aus, dass Julian Draxler beginnen wird.

Welche Aufschlüsse ergaben sich für Sie aus den Testspielen der deutschen Gruppengegner?

Nach den Testspielen unserer Gruppengegner konnte man deutlich erkennen, dass auch diese Teams in der WM-Vorbereitung noch Ihre Probleme haben. Die Schweden konnten sich zwar kämpferisch nichts vorwerfen, doch im Spiel gegen Dänemark offenbarten sich große spielerische Ungenauigkeiten und Unsauberkeiten. Die Mexikaner dominierten zwar ihre Partie gegen die Schotten, aber vor allem die schwache Chancenauswertung macht dem Trainer zu schaffen. Und Südkorea musste beim 1:3 gegen das hochüberlegene Team aus Bosnien-Herzegowina einen Rückschlag hinnehmen.

Zuletzt tippten Sie bei uns auf eine erfolgreiche Titelverteidigung. Bleiben Sie dabei?

Die letzten Wochen haben gezeigt, dass Deutschland nicht der unumstrittene Favorit ist. In erster Linie möchte ich hier Brasilien, Spanien und Frankreich aufzählen. Aber ich glaube an die Titelverteidigung als Außenseiter, sofern Manuel Neuer fit wird.

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