Am Freitag ist es soweit. Österreich kämpft im hohen Norden um die letzte Chance zur WM-Qualifikation in Brasilien. Wird unser NationALABA auch Ibrahimovic zlatanieren?
Die Ausgangslage ist gleichermaßen diffizil wie simpel. Österreich hat zwei Spiele vor Schluss bei einem besseren Torverhältnis drei Zähler weniger als Schweden. Daher könnte theoretisch auch ein Unentschieden für Platz 2 reichen, sofern die ÖFB-Auswahl das letzte Spiel am Dienstag in Torshavn gegen die Färöer Inseln gewinnt und Deutschland gleichzeitig in Schweden siegreich bleibt. Die aktuelle Situation könnte dazu führen, dass die Koller-Elf in Stockholm nicht das allerletzte Risiko nimmt, sollte es lange 0:0 stehen.
Stünde es nämlich bis kurz vor Schluss unentschieden würde sich die Frage auftun, ob man eher auf Sieg spielen oder auf die Schützenhilfe der Deutschen im letzten Gruppenspiel hoffen sollte. Abzuwarten bleibt in diesem Fall der Spielverlauf. Wird Rot-Weiß-Rot gefühlte 90 Minuten zlataniert und steht die österreichische Elf permanent unter Druck, dürfte Koller wohl nicht das volle Offensivrisiko nehmen, denn dann würde man die Partie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit verlieren. Zu wenig Sturm und Drang könnte den Skandinaviern jedoch ebenfalls in die Karten spielen. “Wir wollen proaktiv agieren und den Schweden unser Spiel aufzwingen“, so Marc Janko, der mit seinem spektakulären Kopfballtreffer im Heimspiel den Sieg über Schweden einleitete. So oder so – Marcel Kollers Jungs werden auf einem schmalen Grat wandeln.
Alaba vs. Ibrahimovic
Dreh und Angelpunkt des schwedischen Spiels wird auf jeden Fall wieder Zlatan Ibrahimovic sein. Der exzentrische Stürmerstar schoss zuletzt Paris St. Germain gegen Olympique Marseille mit seinem Goldtor in der 66. Minute zum Sieg und befindet sich in herausragender Form. Aber an Selbstvertrauen fehlte es dem Offensivallrounder ohnehin noch nie. Ibrahimovic ordnet sich selbst jedenfalls im Bereich seines großen Vorbilds Muhammad Ali ein. „Ich bin auch der Größte. Geht das überhaupt? Zwei Größte? Na, dann so: Ich bin der Größte hinter Ali“, verriet Ibrahimovic einst im Interview. Tre-Kronor-Teamchef Erik Hamrén aber will auch besonderes Augenmerk auf David Alaba legen. Der amtierende CL-Sieger und inzwischen teuerste Linksverteidiger der Welt hat in der laufenden WM-Qualifiaktion bereits fünf Tore erzielt. Die schwedische Boulevardzeitung „Aftonbladet“ sieht Alaba sogar als potentiellen „Schwedentöter“.
Österreich vs. Schweden in der Historie
Im direkten Vergleich der beiden Teams hat der ÖFB knapp die Nase vorn. In 33 Duellen ging Österreich bislang 16x als Sieger vom Platz. Fünfmal trennte man sich unentschieden und 12x hatte das Team das Nachsehen, bei einem Torverhältnis von 49:51. Tatsächlich verbindet die beiden Länder im Fußball so manches: Die bitterste Niederlage im direkten Duell bislang gab es anno 1973 bei der Qualifikation zur WM. Nach einem 2:0-Erfolg daheim und einem 2:3 in Schweden stieg in Gelsenkirchen das Entscheidungsspiel. Das Drei-Kronen-Team siegte 2:1. Auch 1993 hatte Rot-Weiß-Rot das Nachsehen. Auswärts verlor man 0:1 – in Wien spielten Franz Wohlfahrt, Peter Stöger, Toni Polster & Co. nur 1:1. Die Schweden wurden Gruppensieger, Österreich hinter Bulgarien und Frankreich nur Vierter. Den größten Triumph gab es zur WM-Qualifikation 1998 als Andi Herzog mit einem Elfer und einem satten Weitschuss für zwei 1:0-Erfolge gegen den damaligen WM-Dritten sorgte und sich Österreich so für die Weltmeisterschaft qualifizierte. Ausgerechnet in diesem Match gelang der bisher letzte Auswärtserfolg über eine Top-Mannschaft. Danach aber traten die Österreicher in einer eklatanten Auswärtsschwäche meistens mit enttäuschten Gesichtern die Heimreise an. In den jüngsten 24 Spielen auf fremdem Terrain gab es gerade einmal zwei Siege und bei neun Remis kassierte man gleich 13 Niederlagen.
Formkurve der Nationalspieler
Bis auf die verletzten Fuchs und Baumgartlinger war das Gros der Nationalmannschaft vergangenes Wochenende im Ligaeinsatz. Weimann ist bei Aston Villa gesetzt, Arnautovic kickt mittlerweile bei Stoke. Martin Harnik hat dieses Wochenende sogar getroffen und besorgte per Volleyschuss im Anschluss an eine Ecke das Tor der Stuttgarter. Der wieder genesene Junuzovic lieferte einen Assist. David Alaba ist bei den Bayern ohnehin das Nonplusultra und wird permanent mit Bestnoten prämiert. Veli Kavlak hat als Zehner für Besiktas (aktuell Tabellenzweiter hinter Fenerbahce) beim wichtigen 1:0-Auswärtserfolg gegen Eskisehirspor durchgespielt und rettete seinem Club in der 93. Minute den Sieg, als er den Ball auf der Torlinie klärte. Sogar Marc Janko, der bei Trabzonspor ein wenig auf das Abstellgleis geriet, wurde eingewechselt. Ivanschitz hat gegen Real Madrid durchgespielt und brachte die Königlichen mit Levante an den Rand einer Niederlage. Und Dragovic fegte mit Dynamo Kiew den Gegner mit 9:1 vom Platz.
Gedankenspiele
Die Deutschen spielen in Gruppe C in ihrer eigenen Liga und haben in der gesamten Quali erst einen Zähler abgegeben (in einem irren 4:4 gegen Schweden, nach 4:0-Führung). Jogi Löw kann also bereits Sonnencreme und Badehose einpacken und für die Copacabana planen. „Um Platz zwei herrscht Krieg“, hat es Zlatan Ibrahimovic martialisch formuliert.
Was wäre, wenn Österreich gewinnt…
Bei einem Sieg gegen die Schweden hat Österreich definitiv die besseren Karten auf das Play-Off. Die Skandinavier müssten am 15. Oktober ihr Spiel gegen Deutschland gewinnen und gleichzeitig auf einen Patzer und Totalausfall der Österreicher auf den Färöer hoffen.
Was wäre, wenn Österreich unentschieden spielt…
Dann könnte man wohl den Taschenrechner auspacken und am 15. Oktober auf teutonische Schützenhilfe hoffen. Österreich müsste gegen die Färöer gewinnen und Schweden gegen Deutschland verlieren. Auch ein Blick auf das direkte Torverhältnis könnte interessant werden, bei dem die Koller-Elf dank eines 4:0-Sieges über Kasachstan und einem 6:0 über die Färöer knapp die Nase vorne hat.
Was wäre, wenn Österreich verliert…
Dann können die Schweden mit Knäckebrot, Köttbullar und fölköl-Bier um 6 Euro Party machen und den Einzug in die Play-Off-Phase zelebrieren. Denn dann ist für Österreich der WM-Zug endgültig abgefahren. Ein Punkt in Schweden ist auf jeden Fall die Minimalanforderung.
Was wäre, wenn das alles nix hilft…
Österreichs Nationalmannschaft droht selbst bei einem Auswärtspunkt in Stockholm der tabellarische Super-Gau. Denn es winkt das Aus als schlechtester Gruppenzweiter. Träte jener Fall ein, hätte die ÖFB-Auswahl 18 Punkte – nach bereinigter Wertung (die Siege gegen den Gruppenletzten werden nicht gezählt) blieben 12 Punkte.
Dem Team bleibt in der WM-Qualifikation am 11. Oktober auswärts gegen Schweden möglicherweise gar nichts anderes übrig, als auf Sieg zu spielen. Zwar könnte in Stockholm auch ein Punkt reichen, um die Gruppe C als Zweiter abzuschließen – dazu ist ein Sieg im abschließenden Match vier Tage später auf den Färöer und eine Niederlage der Skandinavier im Heimspiel gegen Deutschland nötig -, doch dann droht immer noch das Aus als schlechtester Gruppenzweiter.
In Gruppe B ist Bulgarien aktuell Gruppenzweiter. Geht man von fiktiven 18 Zählern des ÖFB aus, müsste das Team von Ljuboslaw Penew entweder gegen Armenien oder Tschechien Punkte liegenlassen. In Gruppe D liegen die Ungarn nach bereinigter Wertung gleichauf mit Österreich. Auch die Türkei wäre im Falle von zwei Siegen über Estland und die Niederlande vor Österreich. Selbiges gilt für Rumänien bei Triumphen über Andorra und Estland. In Gruppe E müsste Island (13 Punkte in der bereinigten Wertung) den zweiten Rang an Slowenien verlieren, die Truppe von Srecko Katanec dürfte aber wiederum keine hohen Siege gegen Norwegen oder die Schweiz einfahren.
Fazit: Das ist natürlich viel „Hättiwari“ – wie der Österreicher zu sagen pflegt. Wir können aber festhalten, dass es die ÖFB-Elf in der eigenen Hand hat, sich mit einem Erfolg in Stockholm und einem Sieg gegen die Färöer den zweiten Gruppenplatz zu sichern. Ein Remis könnte bereits zu wenig sein. Aaaber man darf nicht vergeesseeeen… die Schweeeeeden sind ein gaaanz harter Brooocken, doch vielleicht wird Ibrahimovic ja am Freitag von David Alaba zlataniert oder vielmehr “alabanisiert”.
Wettvorschläge für das Schicksalsspiel:
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